Dr Andy Richardson BVSc CertAVP(ESM) MRCVS, Leitender Tierarzt NAF
Es gibt viele Erkrankungen bei Pferden, bei denen eine langfristige Verabreichung von Analgetika und Entzündungshemmern gerechtfertigt ist. Dies kann die dringend notwendige Schmerzlinderung bewirken und dazu beitragen, die unerwünschten Auswirkungen chronischer Entzündungen zu lindern.
Eine der grundlegenden Voraussetzungen für das Wohlbefinden eines Tieres ist, dass wir den Tieren in unserer Obhut Schmerzfreiheit¹ bieten. Tierärzte, andere Fachleute und Pferdebesitzer müssen dafür sorgen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden, wenn es darum geht, Schmerzen zu lindern und die Reaktion des Körpers auf Entzündungen zu unterstützen.
Kurzfristige und langfristige Behandlungsmöglichkeiten im Vergleich
Tierärzte müssen häufig schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verabreichen, um akut aufgetretene Verletzungen, Krankheiten und Erkrankungen zu behandeln. Dies geschieht häufig durch eine Injektion in die Blutbahn, um sicherzustellen, dass der Nutzen für das Pferd so schnell wie möglich eintritt.
Tierärzte verabreichen auf diese Weise beispielsweise intravenöse Medikamente bei Koliken (Bauchschmerzen), orthopädischen Verletzungen oder Augenschmerzen.
Wenn eine längerfristige Medikation erforderlich ist, suchen die Besitzer häufig nach einem Produkt, das über das Futter oral verabreicht werden kann. Die Vorteile hierbei sind, dass das Pferd nicht wiederholt gespritzt werden muss und auch die Kosten dieser Option sind geringer, da keine Verabreichung durch den Tierarzt notwendig ist.
Entzündungshemmer zur oralen Einnahme für Pferde
Es gibt zwei Hauptkategorien von tierärztlich verschriebenen Entzündungshemmern, die für Pferde zugelassen sind und oral verabreicht werden können:
1. NSAIDs – Nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente
NSAIDs werden bei Pferden häufig zur Behandlung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt. Sie können weiter unterteilt werden in nicht-selektiv und selektiv - siehe den Kasten unten: ‚Cox-Signalwege erklärt“. Die langfristige Verabreichung von nicht-selektiven NSAIDs hat potenzielle Nachteile, insbesondere die Gefahr, Magengeschwüre, Kolitis und Nierenerkrankungen zu verursachen oder zu verschlimmern². Zwar ist dieses Risiko höher, wenn NSAIDs in hohen Dosen oder über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden, es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass diese Nebenwirkungen auch bei den empfohlenen Dosen³ auftreten. Zu den gemeldeten Nebenwirkungen der Einnahme von NSAIDs gehören Magengeschwüre, Durchfall, Proteinverlust und Kolitis. Raues Fell und Schwellungen mit Flüssigkeitsbildung, die sich im Brustbereich oder an den unteren Gliedmaßen ansammeln, sind sichtbare Folgen des Proteinverlusts, der durch die Schädigung der Darmschleimhaut durch NSAIDs entstehen kann³.
„COX-Signalwege erklärt“
NSAIDs wirken, indem sie auf die Entzündungswege abzielen, die nach einer Verletzung oder Krankheit stimuliert werden. NSAIDs hemmen einen oder beide der Cox-1- und Cox-2-Signalwege im Körper. Der Cox-1-Signalweg ist wichtig für die Aufrechterhaltung nützlicher Funktionen im Körper, wie z. B. die Produktion von Schleim auf der inneren Oberfläche des Magen-Darm-Trakts, die Blutgerinnung und die Fähigkeit der Nieren, effektiv zu arbeiten. Der Cox-2-Signalweg ist für die Entstehung von Schmerzen und Entzündungen verantwortlich. Daher ist es von Vorteil, wenn NSAIDs nur auf den Cox-2-Signalweg abzielen und Cox-1 so weit wie möglich unangetastet lassen. Aus diesem Grund sind einige der neueren NSAIDs auf dem Markt Cox-2-spezifisch und erreichen damit genau das. Diese werden dann als selektiv bezeichnet. Einige der traditionellen NSAIDs sind nicht-selektiv und hemmen beide Signalwege. Bei kurzfristigem Gebrauch ist dies weniger ein Problem, da die Schmerzlinderung oft im Vordergrund steht. Ist jedoch eine längere Behandlung erforderlich, erhöht die fortgesetzte Blockade der Cox-1-Signalwege das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen, die mit dieser Art von NSAIDs einhergehen, wie z. B. Magengeschwüre³.
Wie bei anderen Spezies (einschließlich des Menschen) kann es auch bei Pferden individuelle Schwankungen geben, was eine akzeptable Dosis und einen akzeptablen Zeitraum für die Verabreichung von NSAIDs angeht, weshalb jedes Pferd unterschiedlich reagiert. Hierbei ist es sehr wichtig, dass Pferdebesitzer sich bei der Wahl der Behandlung, der Dosierung und der Dauer immer an den Rat ihres Tierarztes halten. Eine Umfrage unter Pferdebesitzern hat ergeben, dass NSAIDs nicht immer in der empfohlenen Dosis verabreicht werden. Darüber hinaus verwendeten 82 % der Befragten ein NSAID ohne Absprache mit ihrem Tierarzt.
2. Kortikosteroide
Kortikosteroide sind eine weitere häufig eingesetzte Behandlungsmethode für Entzündungen bei Pferden. Kortikosteroide haben keine direkte schmerzlindernde Wirkung, sodass sie für eine längerfristige Schmerzlinderung nicht in Frage kommen. Sie sind hilfreich, wenn eine kurzfristige Reduzierung der Entzündung erforderlich ist - zum Beispiel bei entzündlichen Zuständen wie einem akuten Aufflammen von Allergien oder übermäßigen Schwellungen. Sie sind auch eine äußerst nützliche Behandlungsmöglichkeit für den Tierarzt, wenn eine schnelle Reaktion erforderlich ist. Ihr Einsatz sollte immer ausführlich mit Ihrem Tierarzt besprochen werden, da sie mit unerwünschten Nebenwirkungen wie Hufrehe, verzögerter Wundheilung, Magengeschwüren und einer Verringerung der Immunfunktion in Verbindung gebracht werden⁴. Es ist wahrscheinlich, dass diese Nebenwirkungen bei höheren oder längeren Dosen häufiger auftreten.
Langfristige Schmerzen - wie man damit umgeht
Es gibt viele Situationen, in denen eine langfristige Schmerzlinderung für das Wohlergehen eines Pferdes äußerst wichtig ist.
Zwar werden in der tierärztlichen Behandlung von Verletzungen und Krankheiten bei Pferden ständig Fortschritte gemacht, doch gibt es leider einige Erkrankungen, die so schwerwiegend sind, dass Einschläfern die beste Lösung sein kann. Auch wenn die Diskussion über dieses Thema den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, sollte diese Entscheidung immer in Absprache mit Ihrem Tierarzt getroffen werden.
Bei weniger schweren chronischen Erkrankungen ist eine längerfristige Unterstützung mit Entzündungshemmern extrem wichtig. Dies gilt beispielsweise für Pferde mit arthritischen oder degenerativen orthopädischen Erkrankungen oder für Pferde, die an saisonalen Erkrankungen wie allergischen Hautkrankheiten leiden. Es gibt eine Reihe von entzündlichen Erkrankungen, bei denen kontinuierliche Bewegung von Vorteil ist, daher ist es von größter Bedeutung, dem Pferd eine sichere, langfristige Linderung zu bieten.
Es sollten auch andere Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, die die herkömmlichen Tierarzneimittel ergänzen, um Entzündungszustände zu kontrollieren und eine langfristige Linderung zu erreichen. All dies sollte auf einem ganzheitlichen Behandlungsansatz basieren, der die verschiedenen Fachleute einbezieht, die für den jeweiligen Bereich zuständig sind:
Tierarzt
Hufschmied
Physiotherapie und Chiropraktik
Fütterung
Futterergänzungsmittel
„Fokus auf Futterergänzungsmittel“
Es gibt Futterergänzungsmittel, die die natürliche Reaktion Ihres Pferdes auf Entzündungen unterstützen und dazu beitragen, das Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Obwohl es eine Vielzahl an Futterergänzungsmitteln gibt, sollte man bei der Auswahl auf die folgenden wichtigen Aspekte achten:
Was die Inhaltsstoffe betrifft, so kann eine Mischung von Wirkstoffen, die die Entzündungsreaktion gezielt unterstützen, vorteilhafter sein als ein einzelner Inhaltsstoff. Bestimmte Inhaltsstoffe wie Teufelskralle, MSM, Boswellia und Kurkuma sind von einigen Turnierbehörden im Vereinigten Königreich und in Europa verboten, was die Auswahl beeinflussen kann.
Quellenangaben:
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