By Dr Andy Richardson BVSc CertAVP(ESM) MRCVS, NAF Veterinary Director
Eine Entzündung ist die natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf Verletzungen und Infektionen. Zu Beginn handelt es sich dabei um eine ganz natürliche Reaktion des Körpers, um sich vor Schäden zu schützen.
Doch es gibt zwei Arten von Entzündungen, die akute und die chronische.
Mit akuten Entzündungen haben wir am häufigsten zu tun. Das Immunsystem sendet seine Armee weißer Blutkörperchen aus, um den betroffenen Bereich zu umzingeln und zu schützen, wodurch sichtbare Rötungen, Schwellungen und Wärme entstehen. Auf Zellebene infiltriert der Körper den Bereich mit weißen Blutkörperchen, die die Infektion bekämpfen. Schwellungen, Rötungen und Schmerzen, die daraus entstehen, signalisieren dem Gehirn, dass dieser Bereich geschützt werden muss, somit wird die Gefahr weiterer Schäden verringert. Ohne akute Entzündung könnten sich Verletzungen verschlimmern und einfache Infektionen gar tödlich verlaufen.
Die chronische Entzündung hingegen ist komplexer und somit schwieriger zu erklären. Eine chronische Entzündung ist ein deutlich länger anhaltender Prozess, dessen Auswirkungen jedoch weniger offensichtlich und dadurch schwerer zu erkennen sind.
Chronische Entzündungen können durch viele verschiedene Krankheitsprozesse verursacht werden, unter anderem durch Folgende:
Chronische Entzündungen sind nicht hilfreich, sondern stehen beim Menschen in Zusammenhang mit zahlreichen Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumoren¹. Somit können chronische Entzündungen sowohl die Folge von als auch die Ursache für viele verschiedene Krankheitsprozesse im Körper sein. Sie können in einem bestimmten Bereich beginnen, doch wenn sie sich unkontrolliert ausbreiten, können sie sich negativ auf den ganzen Körper auswirken.
Dies geschieht, wenn die normale schützende Entzündungsreaktion des Körpers zu stark wird oder länger andauert als nötig. Was als hilfreiche Abwehrreaktion begann, kann sich zu einem chronischen Problem entwickeln. Das Immunsystem schüttet üblicherweise entzündungsfördernde Zytokine aus, also chemische Botenstoffe wie Interleukine (IL) und Tumornekrosefaktor (TNFα). Diese Zytokine sind für eine positive Körperreaktion auf Infektionen oder Verletzungen wichtig und führen zu einer erfolgreichen Regenerierung, unkontrolliert können sie jedoch weniger hilfreich sein².
Im Gegensatz zu einer normalen Entzündung, die in einem bestimmten Bereich des Körpers beginnt, setzt eine übermäßige Entzündung Stoffe in den Blutkreislauf frei, die im ganzen Körper wirken, auch dort, wo sie eigentlich nicht benötigt werden. Dieser Vorgang kann dem Pferd schaden².
Bei Pferden stehen weit weniger Forschungsergebnisse zur Verfügung, jedoch sind chronische Entzündungen an mehreren, häufig bei Pferden auftretenden Entzündungszuständen beteiligt, die schwer zu behandeln sind, wie beispielsweise:
Vorbeugung
Wie bereits erwähnt, wurde bei anderen Tierarten Übergewicht als Risikofaktor für chronische Entzündungen und Folgeerkrankungen identifiziert.
Daher ist es wichtig, dass wir besonders auf den Body Condition Score und die Körperkondition des Pferdes achten. Dazu gehören grundsätzlich:
Behandlung
Wenn Sie anhaltende Anzeichen von vermindertem Appetit, Fieber, zurückgezogenem Verhalten, Veränderung der Konsistenz der Pferdeäpfel oder Veränderungen beim Urinieren feststellen, sollten Sie einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Mögliche zugrunde liegende Erkrankungen sollten entsprechend behandelt werden und Sie sollten mit Ihrem Tierarzt in engem Kontakt bleiben, um Wiederholungsuntersuchungen und die weitere Behandlung zu besprechen.
Wie aber kann man die eigentliche Entzündung behandeln? Eine akute Entzündung lässt sich sehr gut mit einer kurzzeitigen Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten in den Griff kriegen. Hier gibt es zwei Hauptkategorien:
Die langfristige Einnahme der oben genannten Medikamentengruppen kann negative Auswirkungen haben und Sie sollten dies eingehend mit Ihrem Tierarzt besprechen.
Zu den möglichen unerwünschten Folgen von NSAIDs gehören beispielsweise eine Störung der Darmschleimhaut, die zu Magengeschwüren und Durchfall³ führen kann. Außerdem können hohe, langfristig verabreichte Dosen unerwünschte Nierenschäden verursachen. Hinsichtlich der Verabreichung von Kortison und der unbeabsichtigten Auslösung von Hufrehe gibt es widersprüchliche Erkenntnisse. Obwohl diese Medikamente für die Erstbehandlung von vielen Entzündungserkrankungen sehr wirksam sein können, werden sie aber auch mit Hufrehe in Verbindung gebracht.
Das Risiko ist gering, dürfte aber bei fettleibigen Pferden oder solchen mit PPID oder EMS erhöht sein. Das Risiko kann auch bei langfristiger Verabreichung höherer Dosen erhöht sein. Da eine chronische Entzündung naturgemäß ein langfristiges Problem ist, kann es für Tierärzte zur Herausforderung werden, wirksame Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Wie bereits erwähnt, können Bewegung und eine Umstellung der Fütterung sehr wirksam sein.
Von wachsender Bedeutung ist auch die Verwendung natürlicher Antioxidantien. Pferde fressen im Rahmen ihres Weidegangs von Natur aus eine Vielzahl verschiedener Pflanzen. Auf modernen Weiden mangelt es jedoch oft an diesen unterschiedlichen Pflanzenarten. Pflanzen sind eine hervorragende Quelle für Antioxidantien wie Carotinoide, Flavonoide und Polyphenole.
Antioxidantien reduzieren die unerwünschten freien Radikale oder reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die in Zeiten chronischer Entzündungen entstehen⁴. ROS greifen gesundes Gewebe an und erzeugen weitere freie Radikale, sodass einer der Prozesse zu einer unerwünschten Kettenreaktion wird. Antioxidantien wirken, indem sie ein Elektron liefern und die ROS stabilisieren und so dazu beitragen, die weitere Bildung freier Radikale zu verhindern.
Wenn die Fütterung Ihres Pferdes nicht abwechslungsreich genug ist, kann eine Ergänzung mit Antioxidantien auf pflanzlicher Basis von großem Nutzen sein.
Quellenangaben:
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